5 Gründe, jetzt nach Teneriffa zu reisen

5 Gründe, jetzt nach Teneriffa zu reisen - Die Kanareninsel abseits von Massentourismus und Bettenburgen entdecken

Teneriffa, die bevölkerungsreichste Insel der Kanaren, lockt Jahr für Jahr Millionen von Touristen an und ist auch eins der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Kein Wunder, kann man sich hier ganzjährig bei angenehmen Temperaturen die Sonne auf den Pelz scheinen lassen, während man sich in Hamburg, Köln und Berlin fröstelnd am Coffee to Go zu wärmen versucht. Ich bin für eine Kurzreise auf die Vulkaninsel gereist - und habe 5 Gründe gesammelt, warum es lohnt, Teneriffa neu zu entdecken. 

Wer einmal Urlaub in den beliebtesten Tourismuszentren im sonnigen Süden der Insel gemacht hat - Los Christianos und das benachbarte Playa de las Amaricas - wird dies kaum in positiver Erinnerung behalten haben. Es sei denn, man hat eine Schwäche für Betonklötze auf engstem Raum, die von nacktbäuchigen Briten in Badeschlappen bevölkert werden.

©Yuriy Ogarkov via Airbnb

In dieser künstlichen Welt Authenzität zu finden, ist nahezu unmöglich, die Einheimischen sind komplett von den Bettenburgen und schwindelerregenden Immobilienpreisen verdrängt worden. Kay Gonzales, der mit seiner Frau ein Apartmenthaus im Nordwesten der Insel führt, ist selbst im Süden groß geworden. Heute kennt er dort niemanden mehr. "Der Süden, den wir kannten, ist verschwunden", sagt er nachdenklich. 

©Yuriy Ogarkov via Airbnb

Teneriffa abzuschreiben ist jedoch ähnlich fatal wie Mallorca zu meiden, nur weil man den Ballermann hasst. Stattdessen gibt es so viel Schönheit zu sehen, Außergewöhnliches zu erleben und Typisches zu essen:

1. Wetter: Das ganze Jahr über Frühlingstemperaturen genießen 

Auf Teneriffa ist das ganze Jahr über Frühling - wie herrlich ist das denn? In viereinhalb Flugstunden kann man den kalten Wintermonaten in Deutschland entfliehen. Garantiert. Und auch im Sommer muss man keine Horror-Hitze wie in der Türkei oder Griechenland befürchten. Kein Wunder, dass Rentner sich hier pudelwohl fühlen, haha.🙃

Klar, der Süden der Insel ist deutlich sonnenverwöhnter. Aber wem auch heiter bis wolkig und ein paar Grad weniger genügen, ist im Norden deutlich besser aufgehoben. Zumal man hier das ursprünglichere, "echte" Teneriffa erlebt, in dem die Einheimischen leben, und das trotzdem reichlich für Urlauber zu bieten hat.

Nur mal so zur Einordnung: Auch in der nordöstlich gelegenen Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife liegen die Tagesdurchschnittstemperaturen im Januar und Februar zwischen 14 und 21 Grad Celsius, im Juli und August zwischen 20 und 29 Grad. Also schon so ganz okay. 😎

2. Landschaft & Städte: Einzigartiges zwischen Bananenplantagen, Schluchten und schroffen Küsten erkunden

Wer vorhat, die Insel zu erkunden und in den Norden zu reisen, sollte sich unbedingt einen Mietwagen nehmen. Aber Achtung: Dabei sollte man sich auf teils steile, kurvenreiche Strecken einstellen. Nichts für Fahr-Dilettanten wie mich. Wie gut, dass ich nur Beifahrerin bin. 🤓

Anders als im eher kargen Süden, ist die Landschaft im Norden grün und abwechslungsreich. Das Bild prägen Bananenplantagen, schroff abfallene Küsten und bunte Häuschen. Besonders empfehlenswert fand ich:

  1. Das idyllische Bergdorf Masca im wildromantischen Teno-Gebirge. Hier hat der sympathische Besitzer die Casa Riquelme erschaffen - ein kleines Aussteiger-Paradies mit hervorragenden Tapas, frisch gebackenem Brot und leckeren Saft-Cocktails.

    Köstliche Hausmannskost in der Casa Riquelme in der Masca-Schlucht. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb


    Schmecken besser als sie aussehen: Der sympathische Inhaber mit leckeren Saft-Drinks. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb

    Vorsicht: Die Fahrt hierhin ist definitiv nichts für schwache Nerven, die Serpentine gilt als die gefährlichste Straße der ganzen Insel. 

Die steile Straße, die runter ins Dörfchen Masca führt, ist nichts für schwache Nerven. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb  

2. La Laguna im Nordwesten
Nicht nur die malerische Altstadt mit den bunten Häusergassen ist einen Ausflug wert, auch die landschaftlich reizvolle Umgebung mit sanften Hügeln bis zur Küste hin gehört zum Schönsten, was ich auf meiner Kurzreise gesehen habe. 


Die Gassen von La Laguna. Die Altstadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb

3. Los Gigantes im Westen
Die Klippen in Los Gigantes erstrecken sich über ca. 9,6 Kilometer Länge entlang der Küste und verleihen dem Ort, der über sensationelle 300 Sonnentage im Jahr verfügt, ein spektakuläres Panorama. Die bis zu 488 Meter hohen Klippen tragen den offiziellen Namen „Los Acantilados de Los Gigantes“ und stellen die zweitgrößte Steilküste Europas dar. Vor allem vom Wasser aus kann man diese gut sehen. Und nicht nur die: In der Meerenge zwischen Teneriffa und La Gomera leben so viele Wale wie an keinem anderen küstennahen Ort der Welt ...


Kolosse im Meer: Los Gigantes. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb

3. Unvergessliche Ausflüge: Pott-, Pilotwale und Delfine beobachten

... was definitiv bei einer Bootstour überprüft werden muss. Obwohl es im Norden gerade regnet, stechen wir bei strahlend blauem Himmel mit dem Einheimischen Carlos vom Hafen in Playa San Juan in See und fahren in nördlicher Richtung bis Los Gigantes (Kosten 60 Euro pro Person - Infos hier).

Bootsführer Carlos kennt sich bestens mit seiner maritmen Heimat aus. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb

Mit seiner Yacht gehen wir auf 3-stündige Erkundungstour der Küste. Auf dem Trip sehen wir eine ganze Familie von Pilotwalen, dutzende Delfine, die unser Boot begleiten, und sogar zwei Pottwale.

Unglaublich.

©Yuriy Ogarkov via Airbnb

Beruhigend für Tierliebhaber: Carlos hat Respekt vor den Tieren und stoppt in einem so großen Abstand, dass sie sich nicht gestört fühlen. Leider im Gegensatz zu anderen Walbeobachtungsbooten, die ohne Rücksicht auf Verluste an die Wale heranpreschen ...

Kurz vor der Küste ankern wir und springen vom Boot aus ins Meer, bevor es noch eine Kleinigkeit zu vertilgen gibt. Mit salziger Haut, nassen Haaren und seligem Lächeln schippern wir in den Hafen, um dort mit Hilfe von Carlos von Bord zu gehen. Ein unvergesslicher Ausflug.

©Yuriy Ogarkov via Airbnb

Auch noch tolle Unternehmungen, um die Insel authentisch zu erkunden:

  • Sterne beobachten in 2000 Meter Höhe über dem Meeresspiegel. Astronom und Fotograf Adal nimmt seine Gäste mit auf den Vulkan El Teide, um aus 2000 Meter über den Meeresspiegel die Sterne zu beobachten. Kosten für den 2,5 stündigen Ausflug: 113 Euro pro Person. Hier findest du die Entdeckung.
     
  • Goldschmiedekurs: Wer ein ganz besonderes Andenken von seiner Reise mit nach Hause nehmen möchte, kann im Goldschmiedekurs sein eigenes Schmuckstück herstellen. 49 Euro für 4 Stunden.
     
  • Kajak: Bei Dans Kayaktour erkunden seine Gäste in den frühen Morgenstunden den noch ruhigen und verschlafenen Ozean. Wer Glück hat, sieht dabei Delfine und wird beim anschließenden Schnorcheln Stachelrochen und Schildkröten hautnah erleben. 45 Euro für 3 Stunden. 

4. Das Essen: Avocados zum Reinlegen und ganz große Schrumpelkartoffel-Liebe

Das leibliche Wohl - ich gebe es ganz offen zu - ist mir mindestens genauso wichtig wie die Landschaft, das Wetter und die Unterkunft. Und was braucht man mehr als ein paar Schrumpelkartoffeln mit Salzrkuste („Papas arrugadas“) serviert mit Mojo, der typisch grünen Sauce aus Kräutern, Essig, Öl und Knoblauch? Eben.

An den "Papas arrugadas" mit Mojo Rojo und MojoVerde kommt man auf Teneriffa nicht vorbei. Zum Glück!  ©Yuriy Ogarkov via Airbnb

Oder ein paar Oliven oder die leckeren Avocados, die hier so viel cremiger und leckerer sind als zuhause.

Auf Teneriffa kann man Avocados mit ökologisch gutem Gewissen genießen, da die schwer beliebten Früchte hier wachsen. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb

Ich traue mich in Begleitung meiner Reisegruppe sogar in eine Guachinche (Besenwirtschaft), in der lokale Mini-Kartöffelchen in mühsamer Kleinstarbeit geschält werden und eigens gereifter Wein zu Chips aus Schweineschwarte auf den Tisch kommt.

Okay, wow. Wer sich jemals übers Kartoffelschälen beklagt hat, wird bei diesem Anblick der kanarischen Mini-Kartfoffeln verstummen. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb

Abends kommen die Anwohner und singen gemeinsam - wir bekommen schon während der Vorbereitungen eine kleine Kostprobe ihrer Gastfreundschaft.

Grüne Oliven, Schweineschwarten-Chips und Hauswein: bodenständiges, köstliches Essen in der Guachinche Bodega Zenón in Santa Cruz de Tenerife. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb

Auch frischen Fisch kann man auf Teneriffa ganz hervorragend essen - ich hatte ihn ihm Restorante Aristides in Garachico, wo er fangfrisch aus dem Meer verarbeitet und mit einer köstlichen Marinade begossen wird. 

   

Aus dem Meer auf den Teller: fangfrischer Fisch im Restaurante Aristides. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb

Und ein letzter ultimativer Tipp für alle Leckermäulchen: unbedingt in einem Café einen Baraquito probieren, der auf der ganzen Insel serviert wird. Dieser kleine Espresso wird mit süßer Kondensmilch, einem Schuss Licor 43, Milchschaum und etwas Zimt so kunstvoll geschichtet, dass er so gut aussieht, wie er schmeckt. Ein Highlight für mich. 


Absoluter Kaffee-Höhepunkt: der typisch kanarische Baraquito. ©Seidler

5. Unterkommen: Schöner wohnen in der Luxus-Unterkunft

Schon als Kind habe ich meine Sommerferien mit meinen Eltern, deren Freunden und ihren Kindern in Ferienhäusern am Meer, am See oder in den Bergen verbracht. Statt einer All-Inclusive-Bettenburg, in der weit und breit kein Einheimischer zu sehen ist, urlaube ich auch heute noch am liebsten in Unterkünften auf Bauernhöfen oder Weingütern, in privaten Ferienhäusern oder Apartments.

Auf Teneriffa hause ich ziemlich luxuriös in einem der Airbnb-Apartments "Albert Dorner" in Icod de los Vinos. Die hellen Wohnungen sind toll ausgestattet und haben einen grandiosen Blick auf den kleinen Ort und die Klippen der Nordwestküste Teneriffas. Eine XL-Terrasse und ein kleiner privater Pool (!) machen die Unterkunft perfekt. Bewohnt man zu viert eine der Einheiten von Gastgeber Kay und seiner Frau Elena, ist man bei rund rund 30 Euro pro Nacht und Nase dabei.

©Yuriy Ogarkov via Airbnb

Die Eheleute, die als Uni-Professoren gearbeitet haben, hatten es sich nach ihrer Rückkehr aus Chicago zum Ziel gemacht, ihrer Heimat und deren Einwohnern etwas zurückzugeben. Und das ziehen sie konsequent durch: In der Anlage werden ausschließlich Einheimische aus dem Ort angestellt, und in der hauseigenen Bodega verkauft Ehepaar Gonzales lediglich selbst ausgesuchten Wein der örtlichen Winzer (der übrigens sehr lecker ist!). Schon seit Jahrhunderten arbeitet man hier mit kleinen Mengen und örtlichen Rebsorten.

Einmal in der Woche fährt Weinliebhaber Kay in die Berge zur Weinproduktion und nimmt Gäste mit. Geld verlangen tut er dafür nicht. Nur eins: kein Social Media! 

Auch das aufwändig gewonnene Meersalz der Locals vertreibt er hier - ohne selbst daran zu verdienen. 

Weinfan Kay Gonzales (r.) und sein Vater Alberto Dorner, nach dem die Unterkunft benannt wurde, verkosten den Wein der lokalen Winzer, den sie in der hauseigenen Bodega an die Gäste verkaufen. ©Yuriy Ogarkov via Airbnb