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Pur-Sänger Hartmut Engler: „Ich habe Angst“

Pur-Sänger Hartmut Engler: „Ich habe Angst“ - IN traf den Band-Frontmann in Leipzig

Es fehle an Toleranz, Zivilcourage und Mut, für andere einzustehen – im IN-Talk geht Pur-Sänger Hartmut Engler, 56, mit den Deutschen und der Politik hart ins Gericht ...

© Getty Images
Im Interview mit IN spricht Hartmut Engler über seine Ängste.

Seit mehr als 40 Jahren steht Hartmut Engler mit sei­ner Band Pur auf der Bühne (HIER kannst du die größten Hits auf CD und Vinyl shoppen). Eine lange Zeit, in der sich vieles verändert hat. IN traf den Sänger in Leipzig und erfuhr, dass selbst ein erfolgreicher Star sich häufig machtlos und ängstlich fühlt.

IN In Ihrem neuen Album geht es um Toleranz. Wo fehlt diese im Alltag?

So ziemlich überall. Im Moment ist das natürlich deutlich zu spüren. Wir haben hier politische Veränderung im Land, das Klima ist viel vergifte­ter als noch vor einigen Jahren. Wir sind von einer Begrüßungskultur zu 80 Millionen verängstigten Menschen geworden, die sich nicht zutrauen, eine Million Menschen zu integrie­ren. Nach dem Fall der Mauer haben wir ganz anderes bewältigen müs­sen und haben das auch geschafft.

IN Haben auch Sie Angst?

Ja, ich habe Angst, was die Zukunft angeht. Und das ärgert mich. Wir haben in Washington, in Ankara, in Moskau und in Pjöngjang merk­würdige Menschen sitzen, die die Politik der ganzen Welt bestim­men. Ich habe Angst, dass es bei uns eines Tages auch dazu kommt.

IN Wie kann man das verhindern?

Wir müssen uns darüber klar wer­den, dass diese Ängste, die wir haben, gar nicht existieren, sondern nur ge­schürt werden, durch Internetlügen. Wir müssen zusammenhalten, denn wir sind die klare Mehrheit. Wir ha­ben Toleranz, Achtung und Respekt. Das ist in einer Demokratie sehr wich­tig. Ich hoffe, dass wenn wir alle zusammenstehen, sich das Blatt wen­det und irgendwann wieder ver­nünftige Politik gemacht wird – an­statt sich permanent nur zu streiten.

IN Was kann jeder Einzelne dafür tun?

Zivilcourage! Laut die Meinung sagen und nicht schweigen, wenn jeman­dem etwas gegen den Strich geht.

IN Hilft auch Musik dabei?

Natürlich. Man kann es beispielswei­se nicht nur dabei belassen, Liebes­lieder zu singen. Man muss andere Inhalte behandeln, um so einen Zu­gang zu den Menschen zu finden. Wenn wir bei großen Konzerten auch über politische oder zeitkritische Dinge sprechen, dann fühlen sich die Menschen nicht mehr allein.

IN Auch Sie haben privat einer Flüchtlingsfamilie geholfen ...

Ja, ich habe das Geburtshaus mei­ner Eltern an syrische Flüchtlinge vermietet. Denn meine Eltern wa­ren auch Flüchtlinge. Die Erfah­rung mit dieser Familie ist sehr posi­tiv. Das Haus steht in einem kleinen Dorf, und die Leute aus der Nachbar­schaft waren einfach nur großartig. Sie haben sich bemüht, haben Fahr­räder für die Kinder besorgt. Ich habe kein einziges böses Wort gehört.

IN Ihre Eltern waren auch Flüchtlinge?

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die beiden heimatvertriebene Flücht­linge. Mein Vater stammt aus Un­garn, meine Mutter aus dem heuti­gen Tschechien. Kennengelernt haben sie sich dann in Baden­ Württemberg. Wären die beiden damals nicht hier aufgenommen worden, dann würde es mich heute gar nicht geben. Meine El­tern hatten ein sehr bewegtes Leben.

IN Auch Ihr Leben ist sehr bewegt. Gibt es Stunden, in denen Ihnen alles über den Kopf wächst?

Natürlich gibt es die, aber das mache ich mit mir allein aus. Wenn ich auf die Bühne gehe, dann sollte das nie­mand merken. Ich habe in meiner lan­gen Musikerlaufbahn viel an Professio­nalität gelernt. Ich bin nicht hier, um auf die Tränendrüse zu drücken – ich bin Unterhalter. Aber keiner, der im­mer nur eine einzige Botschaft zu ver­künden hat, wie viele andere das tun.

IN Wie schaffen Sie es, immer positiv zu bleiben?

Ich versuche, zumindest nach außen hin positiv zu bleiben. Grundsätzlich bin ich zwar ein Pessimist, aber mit viel Hoffnung. Durch mein Leben als Musiker habe ich so viele Men­schen mit so positiver Energie ken­nengelernt, dass ich auch etwas zurückgeben möchte. Das ist mein Lebenselixier!

Interview: Natalie Eichhammer

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