Autoimmunerkrankungen: Wenn der Körper sich selbst attackiert

Autoimmunerkrankungen: Wenn der Körper sich selbst attackiert

Längst nicht immer schreiten Autoimmunerkrankungen so schnell fort wie bei Christina Applegate. Gerade im Anfangsstadium lassen sie sich gut mit dem Lebensstil beeinflussen ...

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Viele Frauen haben Probleme mit der Schilddrüse.

Viele Frauen leiden an Autoimmunerkrankungen

Auf gute Freunde wollen wir uns blind verlassen. Aber was tun, wenn sie zu Feinden werden? Das passiert immer öfter mit einem unserer besten Freunde, dem Immunsystem. Anstatt uns vor Viren und anderen Erregern zu schützen, bildet es Antikörper oder manchmal T-Zellen, mit denen sich der Körper selbst attackiert. 

Diese Autoimmunerkrankungen beruhen auf einer Fehlsteuerung des Immunsystems. Es verwechselt 'gut' und 'böse' und startet Entzündungsreaktionen, um vermeintlich 'böse' Stoffe unschädlich zu machen,

erklärt Dr. Andrea Flemmer. Zu den häufigsten zählen Schuppenflechte, rheumatoide Arthritis, Hashimoto-Thyreoiditis (Schilddrüsenstörung), Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose (MS, die Erkrankung von Christina Applegate), chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Lupus erythematodes (Entzündung der Haut und inneren Organe). "Bis zu 15 Millionen Deutsche sind betroffen, darunter 78 Prozent Frauen", sagt unsere Expertin.

Warum so viele Frauen? Hormone und Gene stehen unter Verdacht. "Das ist noch nicht ganz geklärt", so Dr. Flemmer. Man vermutet einerseits, dass es am zweiten X-Chromosom liegt, also genetisch bedingt ist. Andererseits stehen weibliche Hormone, die in Schwangerschaft und Wechseljahren starken Schwankungen unterworfen sind, unter Verdacht. 

Beides hat sehr großen Einfluss auf das Immunsystem, 

erläutert die Expertin. Zudem weiß man, dass schädliche Umwelteinflüsse, schlechte Ernährung, Stress und Übergewicht entzündlich wirken und eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen spielen. Diese treten oft in Schüben auf und werden mit Entzündungshemmern wie hochdosiertem Kortison oder Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken oder fehlgeleitete Abwehrzellen in die rechte Bahn leiten, behandelt. 

Doch auch wir können eine Menge dagegen tun. "Zum Glück gibt es zahlreiche Selbsthilfemaßnahmen, die Betroffenen das Leben erleichtern", versichert Dr. Flemmer.

Sport wirkt Wunder

So kann Sport kleine Wunder wirken. Lassen wir die Muskeln spielen, werden Myokine, hormonähnliche Botenstoffe, gebildet. Sie stärken das Immunsystem und wirken antientzündlich. 

Sport erhöht die Myokinbildung um das 20-Fache, 

so Dr. Flemmer. Ob Laufen, Radeln, Tanzen … Hauptsache, du wirst aktiv! Bewegung in Kombination mit gesunder Ernährung schaltet einen weiteren Trigger aus: Übergewicht und insbesondere Bauchfett, das Entzündungsprozesse anheizt. Auch Kälte wirkt: "Kneippsche Güsse sind eine enorme Hilfe für die Stärkung des Immunsystems", sagt die Expertin. Und: "Eine Ganzkörper-Kältetherapie bei minus 110 Grad bewährt sich vor allem bei MS und rheumatoider Arthritis." 

Sie steckt noch in den Kinderschuhen, macht aber Hoffnung: Die CAR-T-Zelltherapie, die das Immunsystem neu startet. CAR-T-Zellen werden als Infusion verabreicht und was sie bewirken, erklärt Dr. Flemmer: "Sie können diejenigen Immunzellen zerstören, die Antikörper bilden, die sich gegen den eigenen Körper wenden." Das zeigt eine Behandlung von sechs Lupus-Patienten an der Uni Erlangen-Nürnberg. Nach nur einer Infusion waren sie beschwerdefrei. Bis die Therapie für alle bereitsteht, wird es aber noch dauern.

Besser essen für das Immunsystem

Wie sich Entzündungen vermeiden lassen

Zahlreiche Lebensmittel, die wie selbstverständlich auf dem Speiseplan stehen, können Entzündungen und somit Autoimmunerkrankungen fördern: Fleisch, Wurst, Zucker und Weißmehlprodukte. Sie stören auch das Gleichgewicht im Darmmikrobiom, das erwiesenermaßen großen Einfluss auf das Immunsystem hat. Schließlich sitzen 70 Prozent der Immunzellen im Darm. So können wir gesund, lecker und immunsystembewusst essen: täglich frisches Obst und Gemüse, Vollkorn- anstelle von Weißmehlprodukten, wenig Fleisch und zweimal pro Woche Fisch wie etwa Lachs.

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Verwendete Quellen: OK!