Alexej Nawalny: In russischer Haft gestorben - Rätsel um Todesursache, Leichnam verschwunden

Alexej Nawalny: In russischer Haft gestorben - Rätsel um Todesursache, Leichnam verschwunden

Alexej Nawalny ist mit 47 Jahren während der Haft in russischer Strafgefangenschaft gestorben. Die Todesursache ist bislang unklar, der Leichnam könnte derzeit von russischen Behörden zurückgehalten werden.

Alexej Nawalny ist tot: Todesursache unklar, Leichnam verschwunden

Tragische Nachrichten aus Russland: Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist tot. Wie "n-tv" unter Berufung auf die Gefängnisverwaltung berichtet, sei der 47-Jährige in russischer Gefangenschaft verstorben. Hier hätte er eine jahrelange Haft verbüßen sollen. Laut Staatsagentur "Tass" soll Nawalny ums Leben gekommen sein, nachdem er bei einem Spaziergang in dem Straflager zusammengebrochen sei. Angeblich sei versucht worden, ihn zu reanimieren. Seine Sprecherin Kira Yarmysh erklärte auf X kurze Zeit später, dass es noch keine offizielle Bestätigung für seinen Tod geben würde. Sein Anwalt machte sich umgehend auf dem Weg ins Staflager. Nicht einmal 24 Stunden später gab es Gewissheit: Nawalny ist tot. 

Woran er gestorben ist, ist bislang unklar. Die Rede ist von einem plötzlichen Herztod. Viel rätselhafter ist allerdings, dass der Leichnam des Russen kurz nach seinem Tod verschwand. Nawalnys Unterstützer werfen den Behörden vor, dessen Leiche einzubehalten, um mögliche Spuren und die Todesumstände zu verschleiern: "Es ist offensichtlich, dass die Mörder ihre Spuren verwischen wollen und seinen Leichnam deshalb nicht übergeben und sogar vor seiner Mutter verstecken," schrieb Nawalnys Team am 17. Februar auf Telegram.

Erst im Dezember 2023 war die Sorge um den Oppositionellen von Russlands Präsident Wladimir Putin (71) enorm, weil lange Zeit niemand wusste, wo er sich befand. Wenig später wurde dann bekannt, dass Nawalny in ein Straflager in der Polarregion Russlands, auch berüchtigt als "Polarwolf" bekannt, verlegt wurde. Die Reise dorthin hatte damals 20 Tage gedauert. Damals hatte er laut "tagesschau.de" zu der Prozedur verlauten lassen: "20 Tage auf Etappe waren ziemlich anstrengend, aber meine Stimmung ist trotzdem ausgezeichnet. Mir geht es gut. Ich bin heilfroh, dass ich endlich angekommen bin." Auf der Plattform X (ehemals Twitter) witzelte er außerdem: "Ich bin euer Weihnachtsmann", denn während des Transports in Russlands Norden sei ihm ein Bart gewachsen. 

Giftanschlag im Jahr 2020 und Inhaftierung

Alexej Nawalny wurde vor allem als Aktivist im Kampf gegen die Korruption und als einer der größten Kritiker Putins bekannt. Im Jahr 2017 erregte er in Russland großes Aufsehen, als er am 7. Oktober - dem Geburtstag von Putin - landesweite Proteste gegen Korruption organisiert hatte, denen sich zehntausende Menschen anschlossen. Viele von ihnen wurden im Nachgang verhaftet, Nawalny selbst verbüßte im Juli desselben Jahres eine 25-tägige Haft wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das Versammlungsrecht. Nur ein Jahr zuvor hatte er angekündigt, an der Präsidentschaftswahl 2018 als Kandidat antreten zu wollen, die Zentrale Wahlkommission Russlands erklärte seine Kandidatur damals aber für nicht zulässig, woraufhin der Aktivist zum Boykott der Wahl aufrief.

Im August 2020 ging die Nachricht um die Welt, dass Alexej Nawalny Opfer eines Giftanschlags geworden war. Bei einem Flug von Tomsk nach Moskau soll sich sein Gesundheitszustand damals plötzlich verschlechtert haben, bis er das Bewusstsein verlor. Das Flugzeug musste in Omsk notlanden, wo er mehrere Tage in einer Klinik behandelt und ins künstliche Koma versetzt wurde. Auf Wunsch seiner Familie ließ man Nawalny später in die Berliner Charité verlegen, welche er im September 2020 verlassen durfte. Dort stellte sich heraus, dass Nawalny mit dem Nervengift Nowitschow vergiftet worden war, welches bereits durch Hautkontakt tödlich wirken kann und zu den stärksten Nervengiften der Welt zählt. Nach seiner Genesung gelang es Nawalny, seinem Team und Journalisten, den Giftanschlag dem russischen Geheimdienst nachzuweisen, der ihn zuvor bereits mehrere Jahre beschatten ließ. 

Ehefrau Julija Nawaljana: "Ich will, dass Putin bestraft wird"

Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Deutschland kehrte Alexej Nawalny trotz der drohenden Gefahr im Januar 2021 nach Moskau zurück, wo er bereits am Flughafen verhaftet wurde, nachdem er in Russland zuvor zur Fahndung ausgeschrieben worden war. Trotz heftiger landesweiter Proteste, die sich für die Freilassung des Aktivisten eingesetzt hatten, wurde er im Februar zu dreieinhalb Jahren Straflager verurteilt, die Strafe wurde in den darauffolgenden Monaten immer wieder verlängert. In der Zeit in Gefangenschaft soll sich sein Gesundheitszustand immer wieder verschlechtert haben, immer wieder schlugen Ärzte Alarm und forderten die Freilassung des gelernten Juristen - ohne Erfolg. 

Im Februar 2024 soll er mit nur 47 Jahren gestorben sein. Sein Tod löst in Deutschland und weltweit großes Bestürzen aus. Johannes Vogel, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP, äußerte sich via X zum Tod Nawalnys und machte Wladimir Putin dafür verantwortlich: "Putin ist ein Mörder. Über Putins tödliche Brutalität darf sich niemand jemals täuschen." Auch Bundeskanzler Olaf Scholz ließ verlauten, dass Nawalny seinen Mut "mit seinem Leben bezahlt" hat. Auch seine Ehefrau Julija Nawalnaja, die sich auf der Münchner Sicherheitskonferenz befand, als die Nachricht über den Tod ihres Mannes publik wurde, äußerte sich während der Konferenz und erklärte: "Wenn es die Wahrheit ist, dass er tot ist, dann will ich, dass Putin und jeder aus seinem Stab dafür bestraft wird." 

In der Doku "Nawalny" von Daniel Roher (auf RTL+ verfügbar) sprach Alexej Nawalny vor einigen Jahren über den möglichen Fall seines Todes und erklärte auf die Frage, was er seinen Anhängern mitgeben wolle, sollte er ermordet werden:

Gebt nicht auf! Hört zu, ich muss euch etwas klarmachen. Ihr dürft nicht aufgeben. Wenn sie mich töten, heißt das, dass wir in diesem Moment ungewöhnlich stark sind. Wir müssen diese Stärke nutzen. Gebt nicht auf. Erinnert euch daran, dass wir eine unglaubliche Kraft haben. Wir wissen nicht, wie stark wir wirklich sein können. Alles, was das Böse braucht, um zu triumphieren, ist die Untätigkeit der guten Menschen. Es gibt also keinen Grund zur Untätigkeit.

Er hinterlässt seine Ehefrau Julija Nawalnaja sowie eine Tochter und einen Sohn.

Verwendete Quellen: Tagesschau.de, n-tv.de, X (ehemals Twitter), Telegram, Dokumenation "Nawalny", Münchner Sicherheitskonferenz