Audrey Tautou: Wo ist Mr. Right?

Audrey Tautou: Wo ist Mr. Right? - Exklusiv-Interview

Als schüchterner Engel ­verzauberte sie die Welt. Mit „Die fabelhafte Welt der Amélie“ hatte Audrey Tautou, 33,  2001 ihren Durchbruch. „Ich hatte Glück, war zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagt sie.

Dabei hatte sie Angst, in der Schublade des süßen Naivchens versenkt zu werden. Unbegründet! In „The Da Vinci Code“ überzeugte sie 2006 als mutige Schatzsucherin. In „Coco ­Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“ (jetzt im Kino, mehr auf S. 76) gibt sie gerade die rebellische Modeschöpferin Coco Chanel. OK! hat die wandlungsfähige Französin getroffen …

Bisher wurden Sie von den meisten Leuten immer mit Ihrer Paraderolle Amélie in Verbindung gebracht. Jetzt kommt vielleicht Coco dazu …
Wenn die Leute mich mit Coco identifizieren würden, wäre das ein großes Kompliment für mich. Allerdings glaube ich nicht, dass der Film weltweit ein so großer Kinohit werden wird wie „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Das passiert einem nur einmal im Leben.

Coco Chanel hat sehr gern und viel gelogen. Wann haben Sie denn zum letzten Mal gelogen?
(lacht) Ich kann gar nicht lügen. Ehrlich! Immer, wenn ich es mal versucht habe, hat man mir das sofort an meinen Augen angesehen.

Oscar Wilde hat einmal gesagt: „Mode ist etwas so ungeheuer Hässliches, dass man sie alle sechs Monate erneuern muss.“ Stimmen Sie dem zu?
Ich interessiere mich eigentlich gar nicht für Mode. Und auf Oscar Wilde könnte ich mit dem Coco-Chanel-Zitat antworten: „Elegant zu sein, bedeutet anders zu sein.“ Und das kann ich unterschreiben. Natürlich habe ich schöne Kleider im Schrank hängen, aber ich habe mich noch nie einem Modediktat unterworfen.

Coco Chanel blieb bis zu ihrem Tod einsam. Was ist der Schlüssel zu Ihrem Herzen?
Das würden Sie wohl gern wissen. Soll ich Ihnen den Schlüssel geben?

Sehr gern!
(lacht) Ich fasse nicht so schnell Vertrauen zu fremden Menschen. Aber ich arbeite daran.

Wie lernen Sie dann andere Menschen kennen?
Ehrlich gesagt, ist das nicht mehr so einfach. Im Laufe der Jahre bin ich sehr vorsichtig geworden. Früher, wenn sich jemand für mich interessierte, konnte ich sicher sein, dass er mich als Person meinte und nicht als Prominente. Heute weiß ich das oft nicht mehr.

Stört Sie das wirklich?
Ich will um meiner selbst willen gemocht werden. Dieser ganze Celebrity-Quatsch hat mich schon früher angeödet. Wer mit wem ins Bett geht, wer sich bei wem anbiedert, um eine Rolle zu bekommen, wer wo und mit wem am Strand liegt – wie langweilig!

Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass Sie den falschen Beruf gewählt haben?
Im Gegenteil. Das ist doch alles nur Ablenkung von der Schauspielerei. Ich konzentriere mich lieber darauf, dass ich meine Arbeit gut mache.

Was war bisher die schönste, was die schlimmste Veränderung in Ihrem Leben?
In beruflicher Hinsicht war das Schönste, dass mir „Amélie“ Türen zu einer internationalen Filmkarriere geöffnet hat. Davon hätte ich nie zu träumen gewagt. Das Schrecklichste ist, dass sich seitdem der Druck auf mich extrem erhöht hat. Plötzlich will jeder etwas von mir.

Dann können Sie sich in Paris vermutlich nicht mehr unbeschwert bewegen, oder?
Es geht. Manchmal wollen natürlich Fans ein Autogramm von mir. Wenn sie nett fragen, ist das okay. Ich mag nur keine Leute, die schreien und unbedingt ein Foto mit mir wollen.

Die jagt dann Ihr Bodyguard davon.
Ich habe doch keinen Bodyguard!

Coco Chanel hat ihre große Liebe verloren. Danach hatte sie viele Liebhaber, aber nie geheiratet …
… was ich durchaus nachvollziehen kann. Für mich ist die Ehe auch nicht etwas, das ich unbedingt haben muss. Wenn mir aber eines Tages der Richtige über den Weg läuft, dann vielleicht.

Wodurch kann Sie ein Mann beeindrucken?
Ehrlichkeit, Unabhängigkeit, Einfühlungsvermögen. Und Menschen, die ein gutes Gedächtnis haben. Ich lese viel. Aber zwei Wochen später kann ich mich kaum mehr an das Buch erinnern. Gebildete Männer finde ich attraktiv.

Glauben Sie an Karma?
Ich glaube, dass man das erntet, was man sät.

Stimmt es, dass Sie Ihren Vornamen der ­Schauspielerin Audrey Hepburn verdanken?
Nein, meiner Mutter hat der Name einfach gefallen. Im Vergleich zu Audrey bin ich außerdem ein kleines Licht.

Nicht so bescheiden. Haben Sie eigentlich Laster?
Ich bin ungeduldig und – typisch französisch – ich nörgle gern an Gott und der Welt herum.

Was ist das Wertvollste, das Sie im Leben besitzen?
Meine Familie! Dann kommt eine Weile nichts – und dann meine Freiheit.

Ulrich Lössl