Ferdinand von Schirach: "Sie sagt. Er sagt" - Das bedeutet das offene Ende

Der neue Film von Ferdinand von Schirach "Sie sagt. Er sagt" hat am Montagabend viele Fernsehzuschauer aufgewühlt. Der Film endete offen - doch was bedeutet das?

Ferdinand von Schirach: "Sie sagt. Er sagt" - Sein neues Justizdrama wühlt auf

Ferdinand von Schirach hat es wieder getan: Er brachte erneut eines seiner Justizdramen ins Fernsehen. Bereits mit seinem Drama "Terror" spaltete er die Fernsehzuschauer, so stellte er 2016 die Frage in den Raum, ob man das Leben weniger Menschen für das Leben mehrerer opfern darf. 2024 geht es in seinem neuen Film "Sie sagt. Er sagt" um die Wahrheitsfindung in einem vermeintlichen Vergewaltigungsfall. Fernsehjournalistin Katharina Schlüter, gespielt von Ina Weisse, behauptet, dass der Banker Christian Thiede, dargestellt von Godehard Giese, sie vergewaltigt hat. Die beiden lernten sich in Schlüters Talkshow kennen. Beide waren zu diesem Zeitpunkt verheiratet. Verlassen wollte sie ihre Familie nicht, doch konnten sie einander nicht widerstehen. Es begann eine Affäre über mehrere Jahre, die jedoch aufgrund der Belastung wegen der Lügengeschichten endete. Monate später trafen die beiden wieder aufeinander, sie gingen ins Apartment von Christian Thiede und es kam zum Geschlechtsverkehr. Doch aus Einvernehmen entwickelte sich schnell das Gegenteil - das sagt jedenfalls Katharina Schlüter. Schirachs Film beleuchtet beide Perspektiven und während die weibliche Protagonistin versichert, Thiede habe sie vergewaltigt, nachdem sie 'nein' zum weiteren Geschlechtsakt sagt, so behauptet der Banker etwas anderes. Beide Versionen klingen plausibel - wem glaubt man also, wenn es keine echten Beweise gibt und lediglich Aussage gegen Aussage steht? Genau darüber grübelt Deutschland seit der Ausstrahlung.

Ferdinand von Schirach: Deshalb ließ man das Ende offen

In den letzten Minuten des Films "Sie sagt. Er sagt" gibt es noch eine Wendung, denn nachdem Christian Thiede selbst abschließende Worte zu seiner Verteidigung verfasste, kam als neues Beweismittel eine Aussage seiner Noch-Ehefrau hinzu, welches besagt, der Angeklagte habe ihr die vermeintliche Vergewaltigung an Katharina Schlüter gestanden. Der Film endet damit, dass der Gerichtsprozess vertagt wird. Ein richtiges Ende gibt es nicht. Die Fernsehzuschauer bleiben ratlos zurück und fragen sich zurecht, wie in diesem Prozess, wo lediglich Aussagen als Beweise vorhanden sind, entschieden werden soll. Wem glaubt man? Wird die Redewendung "im Zweifel für den Angeklagten" hier greifen? Unklar. Ferdiand von Schirach will als studierter Jurist darauf verweisen, dass Gefühle nicht in die Entscheidungsfindung solcher Fälle einfließen dürfen, denn nur die Regeln der Strafprozessordnung können uns "vor dem voreiligen Griff nach der Wahrheit schützen". Mit dem offenen Ende von "Sie sagt. Er sagt" will der Schrifsteller die Menschen auch in solch schwierigen Prozessen zu Neutralität, Unvoreingenommenheit und Objektivität aufrufen.

In der ZDF-Mediathek kannst du den Film "Sie sagt. Er sagt" kostenlos nachschauen.

Verwendete Quellen: ZDF