Deshalb liegen Pieces aus Cord derzeit absolut im Trend

Garnspulen in verschiedenen Farben
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Manchmal genügt ein Blick, um zu wissen: Hier ist ein Stoff am Werk, der mehr kann als nur gut aussehen. Cord ist so ein Kandidat. Seit Jahrzehnten schleicht er sich in Mode und Möbel ein, verschwindet zwischendurch fast vom Radar, nur um dann plötzlich wieder überall aufzutauchen.

Mal in Hosen, die an das London der Siebziger erinnern, mal in Sofas, die aussehen, als hätten sie Geschichten von früher zu erzählen. Wer sich fragt, was Cord eigentlich genau ist, wo er herkommt und warum er ein bisschen eigenwillig, aber eben auch ziemlich großartig sein kann, findet hier die Antworten.

Eine Geschichte aus Rippen und Schlingen

Cord lässt sich im Grunde an einer Eigenschaft erkennen, die sofort ins Auge springt: diesen typischen Längsrippen, die wie kleine Hügelreihen über die Oberfläche des Stoffes laufen. Verantwortlich dafür ist ein ziemlich cleverer Webprozess. Bei Cord werden nämlich zusätzliche Schussfäden in das Gewebe eingearbeitet, die zunächst kleine Schlingen bilden. Diese Schlingen werden anschließend aufgeschnitten, wodurch die samtige, weiche Oberfläche entsteht, die bei jeder Bewegung leicht schimmert. Je nachdem, wie viele dieser Rippen sich auf einem Zoll tummeln, spricht man von verschiedenen Cord-Arten.

Breitcord kommt oft mit nur 3 bis 10 Rippen pro Zoll daher, was ihn besonders markant und voluminös erscheinen lässt. Feincord oder Babycord dagegen bringt es auf stolze 16 bis 24 Rippen pro Zoll und wirkt dadurch viel feiner, leichter und weniger wuchtig.

Die Basis für Cord liefert meistens Baumwolle, die ihn nicht nur angenehm weich und hautfreundlich macht, sondern auch atmungsaktiv und damit durchaus alltagstauglich. Doch die Textilindustrie wäre nicht die Textilindustrie, wenn sie kein Mischgewebe ins Spiel bringen würde. Cord mit Polyester-Anteil ist oft weniger knitteranfällig und robuster, während Elastan dem Stoff eine gewisse Flexibilität schenkt, die gerade bei Kleidung willkommen ist.

Historisch betrachtet steckt Cord voller Geschichten. Begriffe wie "Manchester" oder "Genua-Cord" geistern noch immer herum, weil die Stoffe früher in eben jenen Städten hergestellt wurden oder zumindest von dort ihren Namen bekamen. Cord steht also nicht nur für ein Stück Stoff, sondern für eine lange Tradition, die sich über Generationen zieht. 

Und auch wenn Cord ziemlich dicht gewebt ist und damit robust daherkommt, bleibt diese samtige Oberfläche das, was ihn so unwiderstehlich macht. Je nachdem, wie das Licht fällt, changiert sie mal heller, mal dunkler, was Cord ein lebendiges Gesicht verleiht.

Deshalb sorgt Cord-Stoff immer wieder für Aufsehen

Cord war nie nur Stoff, sondern auch immer ein kleines Statement. Wer ihn trug, gehörte entweder zur arbeitenden Bevölkerung oder wollte bewusst ein Zeichen setzen. In seinen Anfängen galt Cord nämlich als robuster Arbeitsstoff, der jede Schramme wegsteckte und trotzdem erschwinglich blieb. Handwerker, Bergleute oder Landarbeiter trugen Hosen und Jacken aus Cord, weil der Stoff nahezu unverwüstlich war.

Doch irgendwann entdeckte die Modewelt das Potenzial dieser Rippenreihen. Vor allem in den 70er-Jahren war Cord plötzlich überall. Schlaghosen aus Breitcord flimmerten in Musiksendungen über die Bildschirme, Röcke und Jacken in satten Farben galten als modern und ein wenig rebellisch. Danach verschwand der Stoff wieder ein wenig von der Bühne, doch wie so oft in der Mode ist das Verschwinden nur eine kleine Verschnaufpause, bevor ein Comeback folgt.

Heute ist Cord erneut da. In der Mode und im Wohnbereich. Das Cord Sofa feiert sein Revival und zieht in Wohnungen ein, das Retro-Flair verbreitet, aber trotzdem gemütlich und modern wirkt. Wer es weicher und wohnlicher mag, kommt an Cord kaum vorbei, denn dieser Stoff schafft es, gleichzeitig nostalgisch und zeitgemäß zu wirken.

Nicht zu vergessen dieser Effekt, der Cord noch spannender macht: Das Licht spielt auf der Oberfläche, erzeugt helle und dunkle Bereiche, die fast so wirken, als hätte jemand absichtlich Muster hineingezeichnet. Dieser changierende Schimmer wird oft als "Pile Reversal" bezeichnet und bringt Leben in den Stoff. Im Möbelbereich sorgt er zwar manchmal für das Phänomen sogenannter "Sitzspiegel", die nicht jeder mag, doch er verleiht Cord auch eine unverwechselbare Dynamik.

Breitcord, Feincord oder Babycord

Cord ist nicht gleich Cord. Das wird spätestens dann klar, wenn die Rede von Breitcord, Feincord oder Babycord ist. Die Unterschiede liegen vor allem in der Breite der Rippen, die das Gesicht des Stoffs prägen.

Breitcord trägt dick auf. Mit 3 bis 10 Rippen pro Zoll wirkt er massiv, rustikal und bringt ordentlich Gewicht auf die Waage. Das macht ihn perfekt für Jacken, Hosen oder Möbelstoffe, die ein bisschen mehr aushalten müssen. Breitcord vermittelt Kraft, wirkt robust und versprüht eine Prise Retro-Charme, der an alte Sofas oder die Mode der 70er erinnert.

Feincord und Babycord hingegen sind die filigranen Vertreter. Ihre Rippen sind schmaler, oft 16 bis 24 pro Zoll, wodurch der Stoff feiner, leichter und weicher erscheint. Feincord eignet sich wunderbar für Hemden, Blusen oder Röcke, denn er fällt eleganter und trägt weniger auf. Auch in der Kinderbekleidung ist Babycord beliebt, weil er angenehm weich auf der Haut liegt und trotzdem einiges aushält.

Neben der Optik beeinflusst die Rippenbreite auch das Gewicht des Stoffs. Breitcord ist meist schwerer, Feincord dagegen eher leicht und luftig. Außerdem fühlen sich die Varianten unterschiedlich an: Während Breitcord kräftiger im Griff ist, schmeichelt Feincord mit einer fast samtigen Weichheit. Es zeigt sich: Je nachdem, welche Wirkung erzielt werden soll, ob rustikal oder elegant, hält Cord für jeden Stil die passende Variante parat.

Robust, weich und doch manchmal eigenwillig

Cord ist ein Stoff der Gegensätze. Auf der einen Seite fühlt er sich kuschelig weich an, auf der anderen Seite bringt er eine erstaunliche Widerstandskraft mit. Die samtige Oberfläche lädt dazu ein, mit den Fingern darüberzustreichen, denn sie schmeichelt der Haut und strahlt gleichzeitig eine wohlige Wärme aus. Kein Wunder, dass Cord vor allem im Herbst und Winter seine großen Auftritte hat.

Doch Cord wäre nicht Cord, wenn er nicht auch ein paar Eigenheiten hätte. Die Rippenstruktur sorgt dafür, dass der Stoff robust ist und auch mal eine rauere Behandlung verkraftet, allerdings sammelt sich in diesen kleinen Tälern gerne mal Staub oder kleine Fussel. Wer also Cord trägt oder auf einem Cord-Sofa Platz nimmt, muss sich darauf einstellen, hier und da mal den Staubsauger oder die Fusselrolle zur Hilfe zu holen.

Ein weiteres Thema ist die Sache mit den Druckstellen. Gerade bei Möbeln kann es passieren, dass sich auf stark beanspruchten Stellen helle oder dunkle Flecken bilden, die sogenannten Sitzspiegel. Das liegt daran, dass sich die Fasern in eine Richtung legen und dadurch das Licht anders reflektieren. Manche finden das charmant und sehen darin Charakter, andere empfinden es eher als Makel.

Knitteranfällig ist Cord vor allem dann, wenn er aus reiner Baumwolle besteht. Mischgewebe sind hier oft pflegeleichter und bleiben glatter. Doch eines bleibt immer gleich: Cord wirkt wohnlich, vermittelt ein Gefühl von Lifestyle und Wärme und sorgt für eine Prise Vintage-Charme. Selbst in modernen Designs.