Essstörung: Andrea (32) offenbart - "Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen"

Essstörung: Andrea (32) offenbart - "Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen"

Andrea kämpfte jahrelang mit einer Essstörung, doch heute nutzt sie ihre Erfahrung, um anderen Betroffenen auf ihrem Weg zur Genesung zu helfen.

Andrea teilt ihr Leid und hilft anderen

Vor uns auf dem Tisch liegt ein kleines Notizbuch. Es wurde schon so oft benutzt, dass die Farbe an manchen Stellen abblättert. "Ohne dieses Buch bin ich früher viele Jahre lang nicht aus dem Haus gegangen. Ich wäre sonst panisch geworden." Als Andrea das Buch aufschlägt, springen uns auf jeder Seite enorm viele Zahlen entgegen, fein säuberlich in Tabellen eingetragen. Die meisten davon sind rot, nur ganz wenige gelb. Ob es auch grüne Zahlen gibt, wollen wir wissen? "Ja, hier hinten – für Obst und Gemüse. Aber auch nicht bei allen." Die Zahlen sind die Kalorienangaben für fast jedes Lebensmittel – auch für die, die sie niemals gegessen hätte. Fast zwanzig Jahre bestimmten das Essen und dessen Vermeidung das Leben der 32-Jährigen Berlinerin. 

"Dabei bin ich nie einem Schönheitsideal hinterhergejagt. Als ich 14 war, starb ein guter Freund und aus Trauer konnte ich nichts essen. Ich verlor ein paar Kilo. Das fühlte sich anfangs gut an und ich vermisste das Essen auch nicht. Dann strich ich Zucker, Zusatzstoffe, und all das Zeug was der Körper nicht braucht, aus meiner Ernährung. Die Pfunde purzelten immer weiter und der Zwang wurde immer größer, doch ich fühlte nur die Kontrolle. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich allein die Kontrolle über etwas, das mir weder meine Eltern, noch mein Umfeld nehmen konnte – meinen eigenen Körper. Dass ich in sechs Monaten zwanzig Kilo verloren hatte, sah ich zwar, aber nahm es nicht so wahr. In meinem Kopf erschien mein Spiegelbild immer viel dicker. Ich war so schwer magersüchtig, dass ich am liebsten einfach verschwunden wäre. Was ich tat, war ein Selbstmord auf Raten. Irgendwann wog ich nur noch 32 Kilogramm. Das war mein absoluter Tiefpunkt, ich kam in eine Klinik. Leicht war es nicht, insgesamt war ich vier Mal in einer Klinik, hatte dann noch mit Fressattacken und Bulimie zu kämpfen. Doch mit der richtigen Therapeutin lernte ich irgendwann, wieder normal zu essen. Heute helfe ich durch meine Erfahrungen und meinem Wissen anderen. Das fühlt sich gut an!"

Dieser Artikel erschien zuerst in der Printausgabe von Die neue Frau. Weitere spannende Star-News liest du in der aktuellen Die neue Frau – Jede Woche neu am Kiosk.