Social Media Detox: Auszeit wirkt sich aufs Gehirn aus

Social Media Detox: Das passiert mit deinem Gehirn, wenn du auf TikTok und Co. verzichtest

Die Sozialen Netzwerke sind Fluch und Segen zugleich. Austausch, Unterhaltung, Infos, Shopping ... Auf Instagram, TikTok und Co. bekommen wir (fast) alles. Allerdings fällt es vielen von uns nicht leicht, das Handy auch mal wegzulegen. Warum sich Social Media Detox dennoch lohnt und wie du die Sucht überwindest, verraten wir dir hier.

Frau liegt mit Smartphone im Bett, greift sich an den Kopf© iStock
Für viele Menschen ist das leuchtende Smartphone-Display ein ständiger Begleiter. Dabei kann es gerade am Abend den Schlaf stören.

Studie zeigt: Social Media fördert Schönheits-Druck und Neid

Prognosen gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren Dreiviertel der Menschen weltweit auf Social Media aktiv sein werden. Eigentlich kein Problem, allerdings kann sich die viele Zeit auf Instagram, TikTok und Co. auch negativ auf uns auswirken. 

Gerade unter jungen Menschen herrscht viel Druck, was das eigene Aussehen und den Lebensstil angeht. Dies zeigt aktuell eine Umfrage von YouGov im Auftrag der AOK. Darfür wurden 1.500 Personen zwischen 14 und 30 Jahren zum Thema "Social Media" befragt. Die Ergebnisse sind teilweise ziemlich erschreckend:

  • 40 Prozent der jungen Erwachsenen verspüren in Social Media den Druck, schöner aussehen zu müssen
  • 38 Prozent der jungen Erwachsenen verspüren in sozialen Medien Neid auf andere
  • Fast jeder (97 Prozent) bearbeitet Fotos von sich, fast jeder Dritte benutzt dabei Beauty-Filter

Dass diese Auswirkungen gefährlich sein können, ist vielen Usern klar, doch einfach das Handy weglegen, ist leichter gesagt als getan: 58 Prozent glauben, dass es ihnen guttun würde, weniger Zeit auf Social Media zu verbringen. Allerdings bezeichnen 57 Prozent der Befragten ihr Nutzungsverhalten als Sucht, sie können also nicht so leicht damit aufhören.

Warum werden wir süchtig nach Social Media?

Social Media kann tatsächlich süchtig machen, es löst im Gehirn ähnliche Reaktionen aus wie andere Suchtmittel. Wenn wir auf Social Media aktiv sind und positive Rückmeldungen erhalten, zum Beispiel durch Likes, Kommentare oder geteilte Inhalte, setzt unser Gehirn Dopamin frei. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der mit dem Belohnungssystem im Gehirn verbunden ist und ein Gefühl von Freude, Zufriedenheit und Belohnung auslöst.

Wenn wir diese positiven Erfahrungen immer wieder erleben, entsteht eine Art Konditionierung im Gehirn. Wir verspüren das Verlangen nach mehr Dopamin-Ausschüttung, was uns dazu motiviert, immer wieder auf Social Media zurückzugreifen, um mehr Belohnungen zu erhalten. Das führt zu einer Art "Belohnungsschleife", bei der wir immer wieder nach diesem angenehmen Gefühl suchen und uns zunehmend schwerer von den sozialen Medien trennen können.

Wie merke ich, dass ich süchtig nach Social Media bin?

Du fragst dich, wie viele Stunden Screentime eigentlich normal sind? Hier sind einige Anzeichen dafür, dass du süchtig nach Social Media bist:

  • Verlust der Kontrolle: Du verlierst die Kontrolle über die Zeit, die du auf Social Media verbringst, und kannst dich nur schwer davon lösen.
  • Unbewusstes Handeln: Du öffnest Instagram, TikTok und Co. ganz automatisch (immer wieder), obwohl du gar nichts Bestimmtes suchst
  • Verhaltensänderung: Du vernachlässigst andere Aktivitäten und Pflichten, um mehr Zeit in sozialen Medien zu verbringen
  • Entzugserscheinungen: Das Fehlen von Social Media kann zu Unruhe, Angst oder Reizbarkeit führen. 

Die Suchtwirkung von Social Media kann verstärkt werden durch das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit, den sozialen Vergleich und den Druck, dem man sich ausgesetzt fühlt, immer "up to date" zu sein.

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7 Gründe für eine Social Media Auszeit

Schönheitsdruck und Neid sind dir noch nicht Grund genug, eine Social Media Auszeit einzulegen? Hier sind 5 Veränderungen, auf die du dich freuen kannst:

  1. Reduzierter Stress: Social Media kann unterbewust zu Stress führen, besonders wenn man ständig mit Nachrichten, Benachrichtigungen oder dem Vergleich mit anderen konfrontiert wird. Eine Auszeit ermöglicht es, sich von diesem Druck zu befreien und Stress zu reduzieren.
  2. Besserer Schlaf: Die Nutzung von Social Media vor dem Schlafengehen kann die Schlafqualität beeinträchtigen, da das blaue Licht der Bildschirme den Melatonin-Spiegel beeinflussen kann. Eine Pause von Social Media kann dazu beitragen, den Schlaf zu verbessern.
  3. Erhöhte Produktivität: Ohne die Ablenkungen durch soziale Medien kann man sich besser auf Aufgaben konzentrieren und die Produktivität steigern.
  4. Mehr Zeit für andere Aktivitäten: Social Media kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Durch eine Auszeit gewinnt man Zeit für andere Aktivitäten, wie Sport, Hobbys, Zeit mit Familie und Freunden oder einfach zur Entspannung.
  5. Verbesserte mentale Gesundheit: Eine Social Media Auszeit kann dazu beitragen, negative Vergleichsgefühle und Angstzustände zu reduzieren, die manchmal durch die ständige Präsenz auf Plattformen entstehen können.
  6. Verbessertes Selbstbewusstsein: Ohne ständige Vergleiche mit anderen auf Social Media kann man ein gesünderes Selbstbewusstsein entwickeln und sich weniger von Äußerlichkeiten beeinflussen lassen.
  7. Bessere Konzentration: Eine Social Media Auszeit kann dazu beitragen, die Konzentration zu verbessern und die Fähigkeit zu fördern, im Moment zu sein und Achtsamkeit zu üben.

Social Media Detox: So kannst du es schaffen

Das Überwinden einer Social Media Sucht erfordert Zeit, Selbstreflexion und vor allem die Bereitschaft, Veränderungen in deinem Verhalten vorzunehmen. 

Der erste Schritt besteht darin, zu erkennen, dass du möglicherweise eine Sucht nach Social Media hast und dass dies negative Auswirkungen auf dein Leben hat. Akzeptiere, dass eine Veränderung notwendig ist. Mache dir dazu bewusst, wie viel Zeit du täglich auf Social Media verbringst und welche Auswirkungen es auf dein Leben hat. Notiere, welche Aktivitäten oder Situationen dich dazu verleiten, soziale Medien zu nutzen.

Definiere klare Ziele, was du erreichen möchtest, indem du deine Social Media Nutzung reduzierst oder kontrollierst. Möchtest du weniger Zeit online verbringen? Willst du bestimmte Plattformen ganz meiden? Sei spezifisch mit deinen Zielen. 

Plane bewusst Zeiten für die Nutzung von Social Media ein und halte dich an diese Zeitvorgaben. Wenn du feststellst, dass bestimmte Apps oder Plattformen besonders süchtig machen und du es nicht lassen kannst, draufzuklicken, lösche sie von deinem Gerät oder deaktiviere vorübergehend deinen Account.

Schalte Benachrichtigungen von sozialen Medien aus, um nicht ständig abgelenkt oder getriggert zu werden.

Finde alternative Aktivitäten, die dir Spaß machen und dich erfüllen. Engagiere dich in Hobbys, Sport, Lesen, Meditation oder verbringe mehr Zeit mit Familie und Freunden. Sprich mit Freunden oder Familienmitgliedern über deine Bemühungen, eine Social Media Sucht zu überwinden. Vielleicht schließt sich dir sogar jemand an und ihr könnt euch zusammen ablenken.

Wichtig: Es kann einige Zeit dauern, um alte Gewohnheiten zu ändern. Sei geduldig und liebevoll mit dir selbst, auch wenn du Rückschläge hast.