Die beste Frau der Welt: Die Powerfrau

Kolumne von vany.schreibt: Die beste Frau der Welt: Die Powerfrau

Bei ihr wird geroastet, analysiert und gelacht: Auf ihrem Instagram-Account "@vany.schreibt" beschäftigt sich Vany vor allem mit Reality-TV und anderen Unterhaltungsshows. Für uns schreibt sie jeden Freitag eine Kolumne über das, was euch die Woche aus der TV- und Medienwelt beschäftigt hat … Top-Thema diese Woche? Powerfrauen!

© RTL / Frank J. Fastner, Vany.schreibt
Bloggerin Vanessa, besser bekannt als "@vany.schreibt", thematisiert in ihrer neuesten Kolumne die Frage, was eigentlich hinter dem Begriff "Powerfrau" steckt und was Powerfrauen in ihren Augen ausmachen.

Vany.schreibt: "Der Begriff 'Powerfrau' ist etwas problematisch"

In dieser Woche gab es wohl das heftigste Lagerfeuer in der Geschichte von "Temptation Island". Marc-Robin ist seiner Freundin Michelle nicht nur nach 6 Jahren Beziehung mit Verführerin Laura fremdgegangen … Nein, es kam noch schlimmer: Er dachte allen Ernstes, dass keiner etwas davon mitbekommen hat – in einer TV-Show. Satz mit X, das war wohl nix. Denn es haben - natürlich - alle mitbekommen und dementsprechend wurde Michelles Herz - natürlich - vor laufender Kamera gebrochen. Und dann sitzt sie ihm bei ihrem finalen Lagerfeuer so gegenüber: Klar, gefasst und mit einer Haltung, die von vielen Menschen bewundert wurde. Auch von mir. Michelle war stark, keine Frage. Aber trotzdem denke ich die ganze Woche darüber nach, wieso ich und viele andere Menschen es stark finden, wenn eine Frau, deren Welt gerade zerbrochen ist, kaum weint.

Hätte mein Freund mich nach so langer Zeit betrogen und mich auch noch angelogen: Ich wäre ein Häufchen Elend gewesen. Ich hätte wahrscheinlich so viel geweint, dass es mir hinterher peinlich gewesen wäre, mich mit verquollenen Augen und Rotz, der mir aus der Nase läuft, im Fernsehen zu sehen. Ich mag es gar nicht, dass ich so nah am Wasser gebaut bin und manchmal schon die kleinsten Unannehmlichkeiten dafür sorgen, dass mir die Tränen in die Augen schießen. Ich lehne diesen übersensiblen Teil in mir ab, sodass ich andere Frauen, die in meinen Augen "stärker" sind und ihre Emotionen besser im Griff haben, genau dafür bewundere. Und ich erwische mich dann oft selbst dabei, wie ich denke: Was für Powerfrauen!

Dabei ist der Begriff "Powerfrau" schon als solches etwas problematisch. Was soll das überhaupt sein? Eine Powerfrau? Eine Frau, die Familie und Kinderbetreuung mit einem Klacks unter einen Hut bekommt, nebenher auch noch erfolgreich Karriere macht und SELBSTVERSTÄNDLICH das bisschen Haushalt, das sich eh von alleine macht, mit links wuppt und sich dabei von nichts und niemanden aus der Bahn bringen lässt. Letzteres scheitert bei mir schon an meiner monatlichen PMS-Phase.

Es klingt ein bisschen so, als würde man uns hier etwas schmackhaft machen wollen, was auf Dauer auch ganz schön ungesund ist: Machen, machen, machen - ohne sich jemals darüber zu beschweren. Es ist ja alles easy - wenn man genügend Power hat.

Auch im "Kampf der Reality Stars"-Finale in dieser Woche sagt Yeliz Koc: "Ich stehe für Frauenpower, deswegen geht meine Münze an Elena.“ Und ich bin mir sicher, dass jeder, der das Wort Frauenpower oder eben Powerfrauen nutzt, die besten Absichten hat. Aber gibt es das Wort eigentlich auch in männlicher Form? Gibt es den Powermann? Oder sind Männer sowieso generell schon krass und brauchen gar keine extra Bezeichnung? Nicht so wie bei Frauen natürlich, denn von denen erwartet ja erstmal keiner, dass sie in irgendeiner Form krass sind. Oder Dinge in ihrem Leben erreichen?

Für mich ist klar: Ich muss dieses Lagerfeuer neu einordnen und Michelles Stärke nicht davon abhängig machen, dass sie nicht heulend vor ihm zusammenbricht, sondern an anderen Dingen. Ich bewundere es, wie deutlich sie ihm ihre Meinung sagt. Ich bewundere es, wie sie es schafft, noch in ihrem Schmerz Verführerin Laura in Schutz zu nehmen, als Marc-Robin ihr die Schuld für alles geben will. Ich bewundere es, dass sie seinen Lügen nicht glaubt, einen Schlussstrich zieht und offensichtlich ihren Wert kennt. All das sind die Dinge, die man anerkennen kann, ohne dass man etwas anderes als schwach abtun muss.

Es ist dabei völlig egal, ob Michelle geweint hat oder nicht oder ob sie viele oder wenige Tränen vor ihm vergossen hat, da niemand von uns weiß, wie es wirklich in ihr aussah in diesem Moment. Und sie wäre nicht weniger stark gewesen, wenn sie mehr geweint hätte.

Und genau das möchte ich mir auch für die Frauen in meinem Umfeld angewöhnen: Sie nicht mehr generell als "Powerfrauen" zu bezeichnen und damit möglicherweise eher klein reden, was sie leisten, sondern konkret anzuerkennen, was ich an ihnen schätze. Das kann auch sein:

Ich mag es, dass du zu deinen Gefühlen stehst und weinst, wenn dir nach Weinen zumute ist. Ich finde das ganz schön stark.

Ihr wollt das nächste Thema von Vanys Kolumne mitbestimmen? Schaut ganz einfach auf ihrem Instagram-Account "vany.schreibt" in ihrer Story vorbei! Hier geht's lang!

"Temptation Island" kannst du dir jederzeit bei RTL+ ansehen.