Zugbegleiterin packt aus: "Mein Job wird immer gefährlicher"

Brigitte, eine erfahrene Zugbegleiterin, steht vor großen Herausforderungen: Gewalt und Respektlosigkeit prägen ihren Alltag auf den Schienen – ein Traumjob wird zum Albtraum.

"Eigentlich würde ich gar nicht so offen über meine Erfahrungen reden, doch es kann für mich so nicht mehr weitergehen.“ Die Worte sprudeln nur so aus Brigitte heraus. Die 46-jährige Oldenburgerin arbeitet seit 25 Jahren bei der Deutschen Bahn

Brigitte: "Ich wollte immer gern im Zug arbeiten"

Sie ist Zugbegleiterin. „Das war tatsächlich immer mein Traum“, lacht Brigitte, „während andere lieber im Flugzeug unterwegs sein wollten, sah ich mich schon als kleines Mädchen im Zug. Doch dass sich mein Traumjob einmal so katastrophal entwickeln würde, hätte ich niemals für möglich gehalten.“ 

Laut Angaben der Bahngewerkschaft Transnet und Statistiken des Bundeskriminalamts hat die körperliche und verbale Gewalt gegen Zugbegleiter und -begleiterinnen in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen – vor allem im Regionalverkehr stieg die Zahl der Übergriffe um fast 30 Prozent. Auch Brigitte ist in Zügen der Regionalbahn tätig und kann diese Fakten nur bestätigen: 

Es ist gut, dass es dazu endlich mal ein öffentliches Statement gibt – wir erleben das ja schon ewig. Das kann man nicht einfach ignorieren. Jede Schicht ist für mich wie ein Spiel mit dem Feuer, weil ich nie weiß, welcher Fahrgast mir gefährlich werden könnte. Diese Ungewissheit und das permanente Aufpassen zermürben einen auf Dauer sehr. Die Angst verfolgt mich sogar in meinen Träumen, 

so Brigitte. 

„Er demütigte mich und alle schauten zu“ 

„Vor kurzem erst gab es wieder eine üble Situation mit einem Fahrgast. Es war an einem Samstagabend, meine letzte Schicht. Die Stimmung im Zug war nach einem Fußballspiel ausgelassen. Die Abteile waren voller feiernder Fans. Einer von ihnen, angetrunken, rief mir anzügliche Bemerkungen entgegen. Kaum hatte ich ihn gebeten, sich auf seinen Platz zu setzen, wurde er richtig ausfallend. Blöde Schlampe, dämliche Hure, dich müsste man nur mal richtig durchf***** – all das war dabei. Ich versuchte ruhig zu bleiben und hoffte, einer der anderen Fahrgäste würde vielleicht etwas sagen, aber nichts. Viele lachten nur. Es war so demütigend. Als er mich dann antatschte wurde ich laut – doch das reizte ihn nur noch mehr. Ich riss mich los, floh aus dem Abteil und rief die Polizei. Der Typ wurde zwar am nächsten Bahnhof von den Beamten aus dem Zug entfernt, aber so kann man doch mit uns Bahnangestellten nicht umgehen! Sogar normale Leute behandeln uns inzwischen entweder von oben herab oder wie Dreck. Was ist nur mit den Menschen passiert? Es muss sich wirklich schnell etwas ändern!“


Dieser Artikel erschien zuerst in der Printausgabe von DIE NEUE FRAU. Weitere spannende Star-News liest du in der aktuellen DIE NEUE FRAU – Jeden Mittwoch neu am Kiosk.