Königin Marie Sophie: Sisis Schwester ließ es richtig krachen

Königin Marie Sophie: Sisis Schwester ließ es krachen

Königin Marie Sophie von Neapel-Sizilien führte ein außergewöhnliches Leben voller Abenteuer und Skandale. Erfahre mehr über die "Adlerin aus Bayern" und ihre bewegte Geschichte.

Königin Marie Sophie: Ohne Mann vor dem Altar

Es war wie im Lotto. Als Marie Sophie 1859 in München heiratete, führte sie nicht der Bräutigam zum Altar, sondern ein Onkel. Ihren künftigen Mann Franz (1836-1894), den Thronfolger von Neapel-Sizilien, hatte sie nie kennengelernt. Der Prinz ließ sich bei der Trauung vertreten. War der Mann, zu dem Marie Sophie "Ja" gesagt hatte, ein Gewinn – oder eine Niete? Das würde sie erst im Nachhinein erfahren. Marie Sophie in Bayern wurde 1841 auf Schloss Possenhofen geboren. Sie hatte acht Geschwister: darunter die spätere Kaiserin Sisi (1837-1898). Die Hochzeit mit Franz wurde aus politischen Gründen arrangiert. Die Häuser sollten sich verbinden – nicht die Herzen. Aber vielleicht hatte Marie Sophie ja Glück? Nein!

Die Königin führt ihre Truppen an

Als sie 1859 mit dem Schiff in Neapel eintraf, fiel sie fast in Ohnmacht. Das halbe Hemd, das sie am Kai erwartete: Das konnte doch nicht ihr Gatte sein! Aber er war es. Franz war ziemlich unattraktiv, und ein Betbruder obendrein. Er verspürte keinerlei Lust, die Ehe zu vollziehen. Ohnehin hatte Franz andere Sorgen. 1859 bestieg er den Thron von Neapel-Sizilien. Doch Italiens Freiheitskämpfer unter Giuseppe Garibaldi fielen im Reich ein. Das Königspaar floh 1860 in die Festung Gaeta, das die feindlichen Truppen belagerten. Hier geschah etwas ganz und gar Unerhörtes. Auf den Mauern, inmitten von Pulverdampf und pfeifenden Kugeln, erschien den Soldaten eine Vision. Marie Sophie höchstselbst feuerte ihre Kämpfer an – und ihr Gewehr ab. Wie eine antike Kriegerin gab sie sich dem Furor der Schlacht hin. Ganz Europa schaute auf Gaeta und bewunderte die "Adlerin aus Bayern", die den Tod nicht scheute. Doch die Festung war verloren. Im Februar 1861 mussten Marie Sophie und Franz kapitulieren. Ihre Abdankung war nur noch Formsache. Immerhin gewährte man dem Paar freies Geleit ins Exil.

Marie Sophie liebt einen anderen Mann

Der Weg führte die heimatlosen Royals nach Rom. Hier stürzte sich Marie Sophie ins nächste Abenteuer: Sie verliebte sich in einen anderen Mann, dessen Identität bis heute umstritten ist. Doch zu allem Unglück wurde die Ex-Königin schwanger. Unter einem Vorwand reiste sie in die bayerische Heimat. Marie Sophie zog sich nach Augsburg in ein Kloster zurück, wo sie im November 1862 ein Kind zur Welt brachte. Das Mädchen (eine Quelle spricht gar von Zwillingen) wurde in fremde Obhut gegeben. Marie Sophie gestand Franz den Seitensprung. Der Ex-König zeigte sich großmütig – und verzieh ihr. Nach einer Operation sah er sich auch in der Lage, in jeder Hinsicht seinen Mann zu stehen. Ganz unverhofft wurde 1869 die gemeinsame Tochter Maria Cristina geboren. Doch das Mädchen starb bereits 1870. In all den Jahren blieb Marie Sophie ihrem Ruf als Rebellin treu. Sie badete im Meer (damals ein Skandal), rauchte öffentlich und zog für den Papst in die Schlacht. Auch diese Sache war eine verlorene. Franz starb 1894. Die "Adlerin aus Bayern" beendete ihre Tage 1925 in München – und schwang sich auf ins Reich der Legenden.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Printausgabe von 7 Tage

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