Exklusiv: Benno Fürmann spricht mit OK!

Exklusiv: Benno Fürmann spricht mit OK!

Auf den Strassen von Berlin wuchs Benno Fürmann auf, wurde früh zum Waisen - mit uns spricht der Schauspieler über die schwierigste Prüfung seines Lebens.

Dieser Mann liebt den Nervenkitzel. Kein Berg ist ihm zu hoch, kein Meer zu tief. Nur seine fünfjährige Tochter Zoe (Mutter ist seine Ex-Freundin Stephanie) hält Benno Fürmann, 37, auf dem Boden. In dem Kinothriller „Hinter Kaifeck“ begibt er sich jetzt aber wieder in Gefahr. Er versucht einen mysteriösen Mordfall aufzuklären, gerät dabei aber selbst immer tiefer in den Sog der Vergangenheit.

Ist es verführerisch, verbotene Türen zu öffnen?
Auf jeden Fall. Als Kind habe ich mich schon gern gegruselt. Für uns in der Großstadt war der Dachboden das, was für Kinder auf dem Land der dunkle Keller ist. Ich fand es aufregend, dort nach verstaubten Relikten zu suchen. Und es ist der richtige Ort, um sich mit einem Buch voller Gruselgeschichten zurückzuziehen.

Haben Ihre Eltern Ihnen Märchen vorgelesen?
Ja. Ich erinnere mich besonders an „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ von Hans Christian Andersen. Die Geschichte hat mich umgehauen. Das Mädchen stirbt am Schluss! Eines der Märchen, das ich meiner Tochter nie vorlesen werde. Die Geschichte ist zu hart.

Packen Sie Ihre Tochter in Watte?
Ich möchte ihr einen stabilen Rahmen bieten. Sobald ich sie eine Straße entlanglaufen lasse, damit sie Erfahrungen sammelt, weiß ich aber, dass ich nach zehn Metern sofort wieder hinter ihr stehe und mit Argusaugen über sie wache.

Sie selbst sind in Berlin-Kreuzberg aufgewachsen – nicht gerade ein wohlbehüteter Kiez …
Dafür bin ich sogar dankbar. Als Junge ist das leider noch immer etwas anderes. Einige Situa­tionen, die ich erlebt habe, möchte ich meiner Tochter auf jeden Fall ersparen.

Welche Situationen meinen Sie?
Ich wurde einmal in der Spielzeugabteilung eines Kaufhauses von Männern angesprochen – in einem ganz klar sexuellen Kontext. Auf dem Heimweg sind sie neben mir hergeschlendert und haben Dinge gesagt, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Es ist nichts passiert, weil ich von Glück sagen kann, dass ich durch mein Elternhaus nicht lebensfremd groß geworden bin.

Später haben Sie als S-Bahn-Surfer das Risiko dann aber geradezu gesucht.
Das stimmt – um Grenzen auszuloten. Ich war kein Teenager mehr, aber auch noch kein Mann und wollte wissen, um was es im Leben eigentlich geht.

Sie haben früh Ihre Eltern verloren. Sind Sie deshalb mehr als andere auf die Suche nach Grenzen gegangen?
Meine Kindheit ist nicht normal verlaufen und war von extremen Erlebnissen geprägt. Deshalb habe ich in meiner Jugend auch die Extreme gesucht. Jetzt, mit 37, suche ich die Gefahr nicht mehr. Trotzdem bin ich zu lebendig, um mich nur in gefahrfreien Zonen aufzuhalten.

Sie tauchen und klettern regelmäßig, reisen in die Wüste. Spielt Angst bei Ihren Hobbys eine Rolle?
In den Bergen klettert die Angst mit. Ich kann mich an eine Tour erinnern, bei der mein gesamter Körper vor Adrenalin nur so gezittert hat. Ich war ohne Sicherungsseil unterwegs und vollkommen fertig, als ich oben angekommen war. In dem Moment dachte ich nur: du verdammter Idiot, du verdammter Idiot!

Gibt es eine Methode, mit der Sie Angstgefühle bekämpfen?
Für eine einzige Methode sind die Formen der Angst zu vielfältig. Allgemein kann ich sagen, dass es viel mit Atmung zu tun hat und damit, sich auf sich selbst zu besinnen. Ich klammere die Angst nicht aus, sondern nehme sie ernst – ohne mich von ihr mitreißen zu lassen.

Rainer Vogt