Alkoholsucht: Kampf gegen die Abhängigkeit - und für ihre Tochter

Alkoholsucht: Kampf gegen die Abhängigkeit - und für ihre Tochter - "Ich werde für immer süchtig sein"

Sie leidet unter Alkoholsucht: Beinahe hätte Melanie, 59, sich vor einigen Jahren aufgegeben. Doch für ihre Tochter versucht sie jeden Tag, ihre Dämonen zu besiegen

  • Melanie ist in die Alkoholabhängigkeit abgerutscht
  • Diese hat ihr Leben zerstört
  • Erst nach einem harten Schlag, konnte sie ihre Dämonen besiegen

Alkoholsucht: "In der Notaufnahme kam ich wieder zu mir"

"Ich kann mich nicht mehr erinnern, ab wann mein Alkoholkonsum nicht mehr normal war", erzählt Melanie. "Ich habe in vielen Agenturen gearbeitet, und dort wurde ständig getrunken. Zum Feierabend hin, auf Firmenfeiern – das Glas Wein in der Hand gehörte zu unserem Alltag." Vor elf Jahren wurde ihr allerdings klar, dass der Alkoholkonsum auch über ihren Arbeitsalltag hinaus nicht normal war. Melanie kam sturzbetrunken nach Hause, randalierte vor ihrem Mann Arne und ihrer damals 13-jährigen Tochter Lina: "Ich bin total ausgerastet, habe Sachen durch die Gegend geworfen und erzählt, ich wolle nach Panama ziehen. In der Notaufnahme kam ich wieder zu mir."

Diagnose Alkoholsucht

Sie erhielt die Diagnose Abhängigkeitssyndrom und wurde für drei Wochen in einen Entzug geschickt. "Gruppentherapie, Musiktherapie, Sport ... Ich habe wirklich nicht verstanden, was ich da soll. Aber dass eine Psychologin mich irgendwann fragte, ob ich in meiner Kindheit oder Jugend Gewalt erlebt habe, warf mich aus der Bahn. Als ich noch sehr klein war, hat mein Vater meine Mutter verprügelt, bis wir geflohen sind. Mein erster Freund hat mich auch geschlagen. Zu wissen, dass es einen Grund für meine Trinkerei gab, tat mir gut", erinnert sie sich. Trotzdem wollte Melanie keine Langzeittherapie machen, sondern so schnell wie möglich wieder in ihren Alltag zurückkehren. Sie wollte es alleine schaffen – für Arne und vor allem für Lina.

"Es wird ständig getrunken"

"Ich fing einen neuen Job in einer Agentur an. Ich hätte ahnen müssen, dass ich dort schnell wieder in alte Muster verfalle", erklärt die 59-Jährige. "Die Werbebranche ist nun mal ein Haifischbecken. Und es wird ständig getrunken. Schon nach kurzer Zeit torkelte ich wieder durch den Alltag, gab viel zu viel Geld aus – bis ich meinen Job verlor und meinen Rückfall auch nicht mehr vor meinem Mann und meiner Tochter verbergen konnte. Für die beiden habe ich dann doch in eine Langzeittherapie eingewilligt." Melanie musste ihre traumatischen Erlebnisse aufarbeiten und noch einmal durchleben. "Das war wirklich nicht leicht", gibt sie zu.

Es ist hart, verdrängte Emotionen zuzulassen. Aber ich musste lernen, mit meiner Vergangenheit Frieden zu schließen.

Wegen der Alkoholsucht: Ihr Mann verlässt sie

Schon wenige Monate später gab es den nächsten Tiefpunkt in Melanies Leben: Arne verließ sie, sie konnte als Arbeitslose nicht für ihren gewohnten Lebensstandard aufkommen.

Plötzlich stand ich alleine da – mit einem Teenager. Die Verführung, meine Sorgen im Alkohol zu ertränken, war groß. Aber ich wollte für Lina stark sein! Die letzten Monate durften einfach nicht umsonst sein.

Sie suchte sich einen Job als Sekretärin, stellte ihre Ernährung um und fing an, Sport zu machen. "Seitdem habe ich meine Sucht gut im Griff. Aber sie ist immer da und bestimmt ständig meine Gedanken. Es ist ein tagtäglicher Kampf, den ich jederzeit verlieren kann. Aber ich möchte für meine Tochter ein gutes Vorbild sein. Das motiviert mich rund um die Uhr."

Dieser Artikel erschien zuerst in der Printausgabe von IN. Weitere spannende Star-News liest du in der aktuellen IN – Jeden Mittwoch neu am Kiosk!

Text: SE