
Kessler-Zwillinge (†89): Debatte um selbstbestimmten Tod
Den Todestag wählten sie selbst. Die Kessler-Zwillinge Alice und Ellen (†89) haben sich gemeinsam für den Tod durch begleitete Sterbehilfe entschieden – und damit ein bisheriges Tabuthema zum Gesprächsstoff gemacht. "Ich muss das irgendwie planen", befindet auch Ina Müller (60) bei "3nach9".
Ina Müller: "Hat mich gestört, dass wir nicht das Recht haben, zu sterben, wie und wann wir wollen"
Um selbstbestimmt über ihren Tod entscheiden zu können, wolle sie Vorkehrungen treffen. Nach der Trennung von Langzeit-Liebe Johannes Oerding (43) sieht sich die "Inas Nacht"-Kultmoderatorin als alleinlebende, kinderlose Frau in der Verantwortung, sich Gedanken über den Abschied aus dem Leben zu machen. Weil das Thema Sterbehilfe in Deutschland eine rechtliche Grauzone und an Bedingungen geknüpft ist, wolle sie nun einem Sterbehilfe-Verein beitreten, da die Möglichkeit eines assistierten Suizids ihr wichtig ist. "Mich hat immer sehr gestört, dass wir in Deutschland das Recht haben, im Leben zu machen, was wir wollen, aber nicht das Recht, zu sterben, wie und wann wir wollen", erklärt sie.
Auch diese Stars sprechen offen über Sterbehilfe
Auch Schauspielerin Katerina Jacob (67) verkündet nun, so sterben zu wollen wie die Kessler-Schwestern. Im Interview mit der "Abendzeitung München" offenbart die Bayerin den tragischen Hintergrund ihres Sterbewunschs: "Meine Mutter hatte die Anmeldung bei der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben verpasst – leider. So blieb ihr nur Sterbefasten."
Nach dem Tod der Kessler-Zwillinge habe sie dann den Entschluss gefasst: "Ich habe meine Mitgliedschaft bei der DGHS beantragt." Schauspielkollege Sky du Mont (78) hält es "mit der Freiheit des Einzelnen und dem Recht zur Selbstbestimmung": "Ich finde es gut, wenn ein Mensch selbst entscheiden kann, wann es Zeit ist, zu gehen." In der Schweiz gebe es die Freitod begleitung Exit, erklärt er "Auch in anderen Ländern wie den Niederlanden gibt es Möglichkeiten. In Deutschland ist das schwierig, auch wegen unserer Geschichte."
Ina Müller möchte jedenfalls "nicht so unwürdig in die Schweiz gurken, wenn sowieso schon alles scheiße ist" und setzt auf die Mitgliedschaft im Sterbehilfeverein, durch die der begleitete Freitod möglich ist. Zu ihren Vorbereitungen zählt jetzt schon das Ausmisten alter Liebesbriefe. "Ich wollte nicht, dass die Stadtreinigung kommt, meine Bude ausräumt und die alten Briefe findet."
Artikel erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe der IN von M.R. - alle zwei Wochen mittwochs neu am Kiosk!
So funktioniert Sterbehilfe in Deutschland
Aktive Sterbehilfe ist verboten. Der assistierte Suizid ist seit 2020 in Deutschland erlaubt, wenn die betreffende, sterbewillige Person freiverantwortlich handelt und entscheidungsfähig ist sowie die tödliche Schlafmittel-Substanz selbst einnimmt.
Freiverantwortlich heißt, die Person weiß, was sie tut, handelt nicht aus einem Affekt heraus, kennt mögliche Alternativen und schwankt nicht in ihrem Freitodwunsch. Sie wird nicht von Dritten beeinflusst und führt den Freitod eigenhändig aus.
Gesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben e. V. (DGHS) bieten die so genannte Beihilfe zum Freitod an.
Voraussetzungen: Die Betroffenen müssen seit mindestens sechs Monaten Mitglied sein und Beratungstermine besucht haben. Nach einem erfolgreichen Antrag wird das selbstbestimmte Lebensende durch einen vermittelten, qualifizierten Arzt und Juristen passiv unterstützt.






