
Vier Jahre lang spielten Sie den Arzt Amin Ballouz, der mit Herz und Verstand in der Uckermark tätig ist. Wie erlebten Sie persönlich das Serien-Aus?
Merab Ninidze: "Ich war sehr traurig. Wir waren so eine ganz kleine und nette Ballouz-Familie, die gerne zusammengespielt hat als Team. Da war immer so ein Zauber: Was drehen wir heute? Das fand ich sehr besonders. Ich werde die Drehtage in der Uckermark vermissen. Da hatte ich so viel Freude, denn ich liebe die Natur. Ich fand sie dort sehr einladend."
Was hebt diese Staffel von den anderen ab?
Merab Ninidze: "Wir sehen Ballouz ungewöhnlich arbeitsam. Wir sehen ihn in einem Rausch, in einem Perfektionismus. Denn plötzlich muss er sich bewei-sen. Seine Qualität wird infrage gestellt."
Kommt da die Liebe nicht zu kurz? Der Doktor hat ja eine Partnerin namens Eva ...
Merab Ninidze: "Natürlich! Weil Ballouz plötzlich dieses Bestreben hat: Er will nicht aufgeben. Er kommt sehr oft in eine bürokratische Auseinandersetzung, in der er beweisen muss, dass er recht hat. So kämpferisch haben wir ihn noch nicht erlebt."
Kam Ihnen dies entgegen? Sie haben einmal angedeutet, dass Sie Kuss-Szenen nicht so gern spielen.
Merab Ninidze: "Habe ich das gesagt? Also, ich finde: Alles, was so persönlich und intim ist, nicht so selbstverständlich und toll. Da muss man ein paar Sachen lernen und überwinden und das anders betrachten. Sonst ist es unmöglich, wildfremde Menschen einfach so zu küssen."
Wie schafft man es doch?
Merab Ninidze: "Einfach machen. Im Nachhinein denkt man vielleicht: Was habe ich jetzt getan? Wie fühlt man sich mit einem fremden Menschen, den man erst vor zehn Minuten kennengelernt hat? Es ist absurd, sich so nahe zu kommen. Ich glaube, der Umgang liegt darin, cool zu bleiben, sich möglichst ganz zu distanzieren."
Sie wurden sich also nie in eine Kollegin verlieben?
Merab Ninidze: "Ich glaube, zur Arbeit gehört das nicht dazu. Ich war anders, als ich jung war. Aber jetzt würde ich sagen: Suche die Liebe woanders, nicht am Filmset. Denn das Filmset ist eine irreale Welt.
Aber der Beruf macht Ihnen schon noch Spaß?
Merab Ninidze: "Ja. Ich habe viel zu tun und genieße das auch total. Trotzdem muss ich ehrlich sagen: Das Aus von „Doktor Ballouz" habe ich als einen Verlust empfunden. Ich wurde getrennt von einer Figur, die ich einfach so gern verkörperte. Aber vielleicht ist es auch gut so."
Das Interview wurde geführt von Stephan Buhr und erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe von "7 Tage" - jede Woche neu am Kiosk!