
Kasia Lenhardt (†25): Familien-Anwalt über "Being Jérôme Boateng" - "Grausam"
Die Doku "Being Jérôme Boateng" über das Leben des Profi-Fußballers Jérôme Boateng (37) schlug vor einigen Wochen hohe Wellen. Über der ARD und den Verantwortlichen brach ein heftiger Shitstorm herein, weil viele nicht verstehen konnten, dass dem 37-Jährigen eine derart große Plattform geboten wird. Auch eine angeblich sehr einseitige Darstellung wurde vielfach öffentlich kritisiert. Auf Social Media reagierte der öffentlich-rechtliche Sender unter anderem mit diesem Statement: "Die Redaktion wollte nach Abschluss der gerichtlichen Auseinandersetzungen und dem Ende von Boatengs Karriere einen umfassenden Blick auf sein Leben werfen. Dieser sollte sowohl seine Fußballlaufbahn, seine Rolle als Symbol für Integration, die Gewaltvorwürfe, den Tod von Kasia Lenhardt als auch Boatengs Verurteilung wegen vorsätzlicher Körperverletzung umfassen." Dass Boatengs Ex-Freundin Kasia Lenhardt (†25) überhaupt Erwähnung in der Doku findet, stieß vielen übel auf.
Kasia Lenhardts Familie "entsetzt" über Boateng-Doku
Zur Erinnerung: Kasia Lenhardt nahm sich am 9. Februar 2021 das Leben - am Geburtstag ihres Sohnes. Damals war eine mediale Hetzjagd nach der Trennung von Jérôme Boateng vorausgegangen. Nur wenige Tage vor ihrem Tod hatte der Ex-Profi-Fußballer in einem "Bild"-Interview außerdem schwere Vorwürfe gegen die einstige GNTM-Kandidatin erhoben. Über sein Interview sagte Boateng in der ARD-Doku: "Was deutlich und klar für mich ist, ist, dass ich die Situation im Nachhinein falsch eingeschätzt habe und damit einfach besser hätte umgehen müssen – anders." Dieser Fehler würde ihn sein ganzes Leben lang begleiten. Auch der ehemalige "Bild"-Chefredakteur Johannes Boie räumte gegenüber "Correctiv" und "SZ" ein: "Wir würden heute dieses Interview nicht mehr veröffentlichen."
Dabei hatte Kasia Lenhardts Familie vorab den ausdrücklichen Wunsch geäußert, dass der Name der einstigen GNTM-Kandidatin in der Doku keinerlei Erwähnung findet, wie Anwalt Markus Henning laut "Stern" offenbarte. Jetzt, einige Wochen nach Veröffentlichung der Doku, meldete sich der Jurist im Interview mit dem "Tagesspiegel" erneut zu Wort und verriet, dass Kasias Familie fassungslos über die gezeigten Szenen sei:
Ich befinde mich im engen Austausch mit der Familie und spreche hier auch in ihrem Namen. Sie ist entsetzt von der Doku – will das Ganze aber nicht adeln, indem sie selbst das Wort ergreift. Die Familie ist von Beginn an dem Rat gefolgt, sich selbst nicht zum Teil der Berichterstattung zu machen. Was würde ihr das nutzen? Es bringt ihre Tochter auch nicht zurück.
"Die ARD sollte die Doku zurückziehen"
Die klare Forderung: Der öffentlich-rechtliche Sender soll "Being Jérôme Boateng" zurückziehen: "Wir arbeiten daran. Wir kritisieren auch die bisherigen Reaktionen der ARD. Der Sender setzt sich mit der Kritik nicht ernsthaft auseinander. Nur zwei Tage vor der Veröffentlichung der Doku wurden die neuen Zahlen zur Gewalt gegen Frauen publik gemacht – und auch von der 'Tagesschau' präsentiert. Welches Signal sendet das? Gewalt gegen Frauen ist schlimm, aber nicht, wenn ein Promi sie ausübt? Die ARD sollte die Doku zurückziehen." Aber damit nicht genug, denn zusammenfassend befindet Markus Henning außerdem: "Dass ausgerechnet der Mann, dessen Interview in der 'Bild' die anschließende Hasswelle überhaupt erst mit ausgelöst hat, noch Krokodilstränen vergießen darf, empfinde ich – gerade mit Blick auf die Familie – nicht nur als völlig inszeniert und geschmacklos, sondern als besonders grausam."
Verwendete Quellen: ARD, Stern, Tagesspiegel






